Bettina Brüggemann

                                   Lancelot

        Im Mittelpunkt dieses Zyklusses steht die Figur Lancelots.       

        Mit ihm betritt ein neuer Held  die Bühne der Artussage.
       Man könnte ihn den sensiblen Helden nennen. Kein reiner Haudrauf mehr, der nur durch Kraft alleine siegt, vielmehr beginnt sich hinter seiner Kraft eine         geistige Kriegsführung abzuzeichnen, nach dem Grundsatz, daß man nur einen Kampf gewinnen kann, den man zuvor im Kopf gewonnen hat.
       Verglichen mit seinen ritterlichen Vorgänger kommt er in der Tat mit einem weit komplizierten, ja schwierigen Charakter daher.
       Allerdings ist auch sein späterer Gegenspieler, König Artus, nicht gerade ein einfacher Mensch.
       Aber das war nicht der Hauptgrund  meines Interesses.
       Es war etwas anderes, was mich fesselte.
       Etwas, was mir in der Version John Steinbecks, angelehnt an die Texte Sir Thomas Mallorys, ins Auge gefallen war.

       Es ist die fatale Wirkung, die die Prophezeiung Merlins, er werde einst der Erste aller Ritter sein, auf den Knaben Lancelot hat.
       Es ist bemerkenswert, mit was für einer Versessenheit Lancelot versucht dieser Prophezeiung, dieser Aufgabe und dieser Pflicht darin, gerecht zu werden und         wie vollständig blind er sich gegen alles macht, was außerhalb dieses Wegs zu liegen scheint.
       Nicht ein Mal, scheint Lancelot zu bedenken, daß es ja das Wesen der Prophezeiung ist, daß sie sich auch gerade dann erfüllt, wenn man sich gegen sie stellt.
       Im Gegenteil.
       Dann geschieht seine erste Begegnung mit Genoveva, der bald darauf das völlig überstürzte Verlassen seiner Burg  joice-gardes folgt, kurz nachdem seine        Gäste, König Artus und seine Königin, angekommen sind.
       Es beginnen die Jahre der Hast.
       Der Hast, weil er die Abenteuer nicht lebt, sondern eher abhakt, bis es immer mehr das Ausmaß einer Flucht bekommt.

       Bei Steinbeck kommt dann plötzlich ein Moment der Stille.
       In diese lähmenden Stille hinein wird er sich seiner Einsamkeit bewußt. Ich sage bewußt, weil er sich in diesem Augenblick eingestehen muß, daß seine Liebe zu         Genoveva nicht so platonisch ist, wie er sie gerne hätte.

       Das ist ein Riß durch die Seele.
       Lancelot, der sein Leben dem Hohelied der Pflicht geweiht hat, steht nun im krassestem Konflikt zwischen Pflicht und Liebe.
       Denn die Pflicht nicht gewinnt. Pflicht kann auf Dauer niemals gegen Liebe siegen.

       Auf diesen Grundgedanken habe ich meinen Zyklus aufgebaut.
       Aber ich wollte Lancelot am Ende nicht so schmählich und qualvoll untergehen lassen wie in der Artussage.
       Denn das, was er auf sich nimmt, ist  ein Prozeß der Reife, der ihn vollständiger macht.
       So ist die Verzweiflung bei mir durch märchenhafte Einschübe gemildert.

   

                             1. Die Serie beginnt mit der Prophezeiung Merlins. Inmitten einer frühlingshaften Natur, die in
                                                                         sich die Hoffnung trägt, den Anfang, in dem alles noch möglich ist, liegt eine Ruine, zu der Lancelot
                                                                         später zurückkehren wird.

                            2. Das zweite Bild zeigt den Ritterschlag durch Genoveva.

 

                            3. Das dritte zeigt, joice-garde. Lancelots Flucht vor seinen Gefühlen.

 

                            4. Seine Flucht läßt ihn in die Gewalt der Zauberin Morgana geraten. Sie hat dafür kein Schloß gezaubert,
                                                                         sondern eine Art Urlandschaft. Ab hier beginnen die märchenhaften Züge der Anderwelten immer mehr
                                                                         in die Bilder hineinzuragen.

                            5. Lancelot, der sich befreit hat, befindet sich in der Ruine des ersten Bildes. Hier wird er sich seiner
                                                                         Einsamkeit bewußt. Er selbst sitzt noch im Sonnenlicht. Aber ein Riß geht bereits durch seine Seele und
                                                                         zeigt die Hälfte der Ruine im Dunklen.

                            6. Das nächst Bild zeigt den Übergang nach Gorre. Nach Gorre, wohin Genoveva entführt wurde. Lancelot
                                                                         wird Gorre durchschreiten. Aber es ist eine Anderwelt, die er betreten wird, ein Zauberreich. Er wird sie
                                                                         durchqueren, aber es wird ihm nicht unverletzt gelingen.

                            7. Der verwundete Lancelot befreit in Gorre Genoveva. Es wird der Augenblick sein, in dem der zweite
                                                                         Riß stattfindet. Das Wappen oben links ist mittendurch gebrochen. Auf dem Brunnen steht als steinerner Zeuge                                                                           König Artus. Ihm stehen die albischen Gestalten gegenüber, die im Hintergrund einen Reigen beginnen.

                            8. Lancelots Kampf, um Genoveva vom Scheiterhaufen zu befreien.

 

                            9. Der Abschied. Lancelot und Genoveva verlassen das Reich von König Artus. Sie überspringen
                                                                         den Graben, der letzte Riß. Genoveva zeigt ihr Gesicht, Lancelot vermag es noch nicht.
                                                                          Im Hintergrund erscheint schemenhaft die Welt Gorres.

 

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